Auf dem Weg zur Erleuchtung – Dipabhavan

Hoffentlich hattet ihr alle schöne und besinnliche Weihnachtstage und konntet schön feiern. Wir haben uns das ‚besinnlich‘ einmal näher angeschaut und eine Woche außerhalb der ’normalen Welt‘ verbracht.

Vom 20. – 27. Dezember haben wir in den Bergen der Insel Koh Samui an einem so genannten ‚Retreat‘ in dem buddhistischen Medidations-Center Dipabhavan teilgenommen. Jedes Jahr kommen 10 Mio Touristen nach Thailand, nur 4000 davon nehmen an einem Retreat teil, obwohl der Buddhismus hier im Land eine sehr große Rolle spielt (95% Buddhisten). Die Regeln in Dipabhavan sahen so aus:
– 7 Tage mit niemandem reden,
– jeden Morgen um 4:30 Uhr aufstehen,
– nur 2 Mahlzeiten am Tag,
– nicht lesen, schreiben, fernsehen & natürlich weder Internet noch Handy nutzen,
– den Körper von Oberarm bis zu den Waden bedecken,
– den ganzen Tag sehr achtsam (d.h. im Hier und Jetzt) verbringen und
– am Programm teilnehmen.

Männer und Frauen mussten in getrennten Schlafsälen schlafen und beim Essen und in der Meditationshalle getrennt voneinander sitzen.Daher haben wir zwei während dieser Woche kein einziges Mal miteinander gesprochen und und uns meist nur von Weitem gesehen. Unser einziger Kontakt bestand darin, dass wir uns 1-2 Mal am Tag in die Augen geschaut und angelächelt haben.

Unser Tagesablauf in Dipabhavan sah folgendermaßen aus:

04:30 Aufstehen
05:00 Morgenlesung
05:15 Sitzmeditation
05:45 Yoga
07:00 Sitzmeditation
07:30 Frühstück, danach „chores“ (jedem wurde ein Aufgabe, wie z.B. Fegen oder Toiletten putzen, zugeteilt)

09:30 Dhamma Talk (ein Mönch erklärt Grundlagen zu Meditation und Buddhismus)
10:30 Geh- oder Stehmeditation
11:00 Sitzmeditation
11:30 Mittagessen

14:00 Dhamma Talk
15:00 Geh- oder Stehmeditation
15:30 Sitzmeditation
16:00 Geh- oder Stehmeditation
16:30 Chanting (buddhistische Sprechchöre)
17:00 Loving Kindness Meditation
17:30 Tee

19:30 Sitzmeditation
20:00 Gruppen-Gehmeditation
20:30 Sitzmeditation
21:00 Bettzeit
21:30 Licht aus!

Jetzt denkt ihr euch sicherlich, dass wir verrückt sind, uns so etwas über Weihnachten „anzutun“. Wir waren im Vorhinein auch ziemlich nervös und haben uns viele Fragen gestellt:
. Halten wir es überhaupt durch gar nicht zu sprechen?
. Können wir überhaupt so lange still sitzen? (vor allem gerade sitzen)
. Wie ist es für eine Woche voneinander getrennt zu sein während man sich gleichzeitig von Weitem sieht?
. Wird man nicht verrückt vor Langeweile, wenn man sich die Zeit nicht mit Lesen, Internet oder Fernsehen vertreiben kann?
. Und sind wir nicht den ganzen Tag müde, wenn wir immer um 4:30 Uhr aufstehen müssen?

Aber es hat sich gezeigt, dass es eine wunderschöne Woche und eine einzigartige Erfahrung war. Hier erst einmal die positiven Dinge, die den Aufenthalt sehr schön gemacht und dabei geholfen haben, dass wir uns so wohl gefühlt haben:
Der Ort war erst einmal sehr schön, direkt an einem Berghang mit Blick aufs Meer gelegen. Außerdem waren die Menschen, die das Retreat organisiert haben (inkl. der Mönche) sehr herzlich und darum bemüht uns eine schöne Erfahrung zu bereiten. Außerdem gab es superleckeres Essen, zum Frühstück eine Art Reissuppe mit Gemüse und zum Mittagessen unterschiedliche Reisgerichte und Salat. Dazu immer frische Früchte.
Die Yoga-Stunde hat auch immer viel Spaß gemacht und die verspannten Muskeln wieder gelockert. Am vorletzten Tag haben wir außerdem einen Ausflug gemacht und erst in einer Art Meditationsgarten auf einem Berggipfel und danach an einem Tempel am Strand meditiert.

Der wichtigste Punkt bei dem Retreat war aber sicherlich das „in sich hinein horchen“ und die „Erkenntnisse“, die wir über uns selbst und über diese Welt gewonnen haben. Interessant war auch, dass wir beide sehr unterschiedliche Wochen verbracht haben, aber im Endeffekt doch ähnliche Erkenntnisse gewonnen haben.

Wie ihr auf den Fotos sehen könnt (diese durften wir natürlich erst am letzten Tag kurz vor der Abreise machen), haben wir auf einfachen Betten, mit Strohmatte (ohne Matratze) geschlafen, das Kissen war aus Holz… Es gab zwar richige Toiletten, aber keine Duschen, Stattdessen einen grossen Beton-Trog der vom Brunnen gefüllt wurde. Dazu ein paar Plastik-Schalen um sich mit Wasser zu übergießen.
Insgesamt haben ca. 60 Leute an dem Retreat teilgenommen, von denen im Laufe der Woche mind. 10 abgebrochen haben.

Zum Schluss noch eine ‚lustige‘ Geschichte von Martin: In dem Center gibt es einige Haustiere der Mönche, darunter Hunde und Katzen, die frei auf dem Gelände herumlaufen. Eines Nachts lag auf einmal eine Katze neben mir (außerhalb des Moskitonetzes) und wollte wohl etwas Körperwärme schnorren. Da sie mich aufgeweckt hatte, war ich eher angepisst, als sie niedlich zu finden und habe sie weggejagt. Für die Nacht war Ruhe. Als ich mich am nächsten Abend auf mein Bett setzte und mich hineinlegen wollte, war die Katze wieder da. Sie wollte einfach nicht weg und hatte eine klare Tendenz in die hintere Ecke meines Bettes. Als ich in der besagten Ecke nachsah wollte ich laut schreien, aber im letzten Moment fiel mir ein, dass ich ja im Moment gar nicht reden darf. In der Ecke lag ein Geschenk für mich, die Katze stand schnurrend daneben: eine dicke, fette, tote Ratte! Das Blut verteilte sich über das Holzbett, das Moskitonetz, mein Mückenspray und mein Reisekissen (sowas war glaube ich auch verboten… aber egal, jetzt habe ich eh keines mehr). Im Dormitorium habe ich glücklicherweise noch ein unbenutztes Moskitonetz gefunden und konnte direkt in ein anderes Bett umziehen (allerdings ohne besagtes Kissen). Was ich daraus gelernt habe: Wenn eine Katze nach deiner Liebe trachtet, solltest du sie einfach neben dir schlafen lassen. Andernfalls wird sie versuchen dich zu beeindrucken…

Weiterführende Informationen zum Meditation-Center Dipabhavan findet ihr unter http://dipabhavan.weebly.com

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6 Antworten auf „Auf dem Weg zur Erleuchtung – Dipabhavan“

  1. Wow, das ist bestimmt eine prägende Errfahrung gewesen.
    Das könnte vielen von uns hier auch mal gut tun. Nur das Kissen sieht wirklich ungemütlich aus!

    LG
    Markus

  2. Eine Woche nicht sprechen??!! Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Alle Achtung, dass Ihr das durchgehalten habt.
    Wenn ich mir das Holzbrett vorstelle, dann tun mir jetzt schon die Knochen weh.
    Passt gut auf euch auf und meidet Katzen.
    Peter

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